Alles im „GRIFF“?

20170915 – 79° 28.425’ N 00° 00.997’ E – PS109

Ruhiges Wetter am Morgen vor dem Auslaufen aus dem Tromsøsund.

Ja. Wir haben alles im Griff. Jedenfalls hatte ich diesen Eindruck. Wir sind inzwischen weit hinaus auf den Nordatlantik gefahren und trotz der bis zu fünf Meter hohen Wellen an den ersten beiden Expeditionstagen lag die Polarstern ziemlich ruhig im Wasser. Auf FS Meteor wäre bei diesem Seegang wohl der eine oder andere mit Seekrankheit danieder gelegen. Hier auf FS Polarstern dagegen lies es sich gut aushalten. 

Unterwegs in der Inselwelt vor der norwegischen Küste.

Natürlich ist „GRIFF“ nur eine Abkürzung für das gemeinsame Hauptziel zweier Expeditionen. Während der Expedition PS100 im letzten Jahr, der ersten GRIFF-Expedition, wurden vor allem Untersuchungen im regionalen System Framstraße – Europäisches Nordmeer – nordostgrönländischer Schelf unternommen, wogegen in diesem Jahr, während PS109, vor allem Wechselwirkungen zwischen Ozean und dem Grönländischem Eisschild untersucht werden. Zusammengefasst ergibt sich daraus das Motto „Greenland ice sheet/ocean interaction and Fram Strait fluxes“, eben „GRIFF“.

In den letzten Jahren hat sich das Wasser der Framstraße beträchtlich erwärmt. Gleichzeitig zeigt der Auslassgletscher des „North East Greenland Ice Stream“ bei 79°N Rückzugserscheinungen seiner schwimmenden Gletscherzunge. Die Zusammenhänge und deren langfristige Auswirkungen auf die Umwelt sind ziemlich komplex. Deshalb werden während dieser Reise Arbeiten aus den Bereichen Ozeanzirkulation, Geochemie, Glaziologie, Geodäsie, Geologie, Geophysik, Atmosphärenphysik, Meereis Fernerkundung, Biologie und Biochemie kombiniert. Es gibt eine lange Liste an Vorhaben für diese eher kurze Reise. Und nach Beendigung der Forschungsarbeiten müssen wir noch genügend Zeit für den Transit nach Bremerhaven einplanen.

Eines der vier OBS – Ocean Bottom Seismometer – wird ausgesetzt.

Nachdem wir am Dienstag Abend Tromsø verlassen hatten, wurden auf dem Weg zu unserem eigentlichen Arbeitsgebiet vier „Ocean Botoom Seismometer“ – kurz OBS genannt – am Meeresgrund platziert. Eine spätere Expedition wird sie wieder bergen. Auch einige CDTs entlang des Nullmeridians stehen auf dem Programm. Diese Aufgabe wird uns bis knapp 81°N führen, der nördlichsten Position dieser Reise. Dort werden wir morgen wohl auch das erste Mal auf Eis treffen.

Vorbereitungen zum ersten Flug dieser Reise.

Unsere Piloten haben ihre beiden Hubschrauber schon einsatzbereit gemacht und einige Trainingsflüge absolviert. Sobald wir auf Seeeis treffen, soll dieses aus der Luft erkundet werden. Untersuchungen direkt auf einer der Schollen sind ebenfalls angedacht. Dazu muss aber auch das Wetter stimmen und die richtige Eisscholle vorhanden sein.

Das Wetter ist im Moment jedenfalls ruhig. Ob auch die Wissenschaftler ihre Pläne im „GRIFF“ haben wird sich zeigen…

CR

Rückkehr vom Trainigsflug.