Drygalski-Fjord

20170125 – S 54° 49.431’ W 35° 58.200’ – M134

Erich Dagobert von Drygalski lebte von 1865 bis 1949 und leitete unter anderem die erste deutsche Antarktis-Expedition von 1901 bis 1903. Nach ihm ist der Fjord an der Südostküste Südgeorgiens benannt, in welchem wir zwei Tage geforscht haben. Soweit ich weiss war Drygalski selbst nie hier. Nach ihm sind eine ganze Menge unwirtliche Orte benannt – in der Antarktis gibt es eine Drygalski-Eiszunge, den Drygalski-Gletscher, die Drygalski-Berge, die Drygalski-Insel und auf Spitzbergen gibt es einen Bergkamm, der Drygalskikammen genannt wird. Betreibt man Forschung in polaren Gebieten, so wird man wohl früher oder später auf diesen Namen treffen. 

Zu Wochenbeginn kündigte sich bei Feuerland ein Sturmtief an, welches unter Verstärkung in Richtung Südgeorgien zog und weitere Arbeiten im King Haakon Bay Trog an der Südwestküste Südgeorgiens unmöglich machte. So verlagerten wir vorläufig unseren Forschungsschwerpunkt in den Drygalski-Fjord und dem dazu gehörigen Trogsystem. Wenn das Sturmtief an Südgeorgien vorbei zieht, sollte sich die Meteor auf der Nordostseite der Inseln befinden. Vom Drygalski-Fjord ist es nur ein Katzensprung dorthin und wir könnten dann das Tief im Lee-Bereich Südgeorgiens abwettern. 

Fallwinde erzeugen in der Bucht Wasserhosen.

Schon unser erster Besuch im Fjord liess ahnen, dass es während des Sturmtiefs hier nicht sicher sein würde. Der Fjord ist ziemlich schmal und von Gletschern umgeben. Fallwinde rasen hinunter in den Fjord, Windgeschwindigkeiten von BFT 10 sind keine Seltenheit. Die Bedingungen ändern sich ständig. Häufig kann man Wasserhosen beobachten, die zwar kaum über ihr Entstehungsstadium hinaus kommen, das Navigieren dennoch ziemlich schwierig gestalten. Heute, das Tief liegt mit seinem Kern südlich unseres Forschungsgebietes, sind wir schon am Nachmittag aus dem Fjord und um die Südostspitze Südgeorgiens gefahren. Im Lee der Inseln beruhigte sich das Wetter schlagartig und wir können auf dem Weg in die Cumberland Bay noch einige Vermessungsarbeiten durchführen.

Das Wetter hat in dieser Gegend einen großen Einfluss auf die Forschungsarbeiten und macht so manchen Plan zunichte. Glücklicherweise haben wir hier Südgeorgien als „Bollwerk“ gegen die Westwinddrift. Aber da wir ja auch auf der Südwestseite der Inseln forschen wollen, gilt es die oft nur kurze Zeit dauernden „Ruhephasen“ zu nutzen.

CR