Karl – ein Tropensturm in Norwegen

20160928 – S 05° 32.620’ W 34° 23.952’ – M130

Zugbahn und Status des Tropischen Sturmes „Karl“.

Während der letzten Reise und auch der jetzigen war die Meteor häufig in der Innertropischen Konvergenz Zone (ITCZ) nahe des afrikanischen Kontinents unterwegs. Während des Sommers liegt die ITCZ über dem Atlantik bei ungefähr 10°N, über Afrika liegt sie dagegen bei fast 20°N. In diesem „Knick“, der über die Küstengewässer des  Senegal bis nach Mauretanien reicht, entstehen häufig sogenannte Tropische Störungen, wellenartige Verformungen der Druckverteilung, welche im Bereich der ITCZ nach Westen wandern. Diese Waves sind oft Grundlage zur Entstehung von Tropischen Stürmen. So konnten wir während unserer Zeit in der Gegend die Geburt von Gaston, Ian, Karl und Lisa beobachten. 

Karl wurde vom NHC (National Hurricane Center) in Miami schon am 14.09.2016 als heißer Kandidat eingestuft. Er befand sich zu dieser Zeit dicht bei den Kapverdischen Inseln und wurde zunächst als „Tropical Depression Twelve“ bezeichnet. Zwei Tage später bekam er dann seinen Namen und war offiziell ein Tropensturm. Ein paar Tage danach bog er auf seinem Weg über den Atlantik in nordwestliche Richtung ab und zog knapp an den Bermudas vorbei. Dort brachte er stärkeren Regen, richtete aber keinen größeren Schaden an. Auf seiner Bahn um das Azorenhoch herum gelangte er schliesslich in die Westwindzone zwischen 40°N und 60°N, wurde dort von einem vorhandenen Tief aufgenommen und fristet seitdem sein Dasein als „ExKarl“ – von einem Tropischen Sturm kann ja in dieser Gegend nicht mehr die Rede sein. Letzte Nacht erreichte er dann als normales Tief mit 985hPa die norwegische Küste, brachte vor allem Regen und seine Ausläufer reichten bis in den Norden Deutschlands. Auf seiner Weiterreise ins Nordmeer wird er sich dann in den nächsten Tagen auflösen.

Analysekarte des Deutschen Wetterdienstes vom 28.09.2016 00UTC.

Die Meteor ist inzwischen weit in die entgegengesetzte Richtung gefahren. Nach dem Transit bis zur Küste Brasiliens haben wir südlich von Recife vier Verankerungen erneuert und etliche CDTs gefahren. Seit letzter Nacht befinden wir uns nun auf Höhe von Natal, der Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Rio Grande del Norte, nördlich von Recife. Hier werden wir noch einen CDT-Schnitt in Richtung Osten fahren. Nächsten Montag laufen wir dann in Recife ein, wo die Expeditionsreise M130 endet.

Auch für mich endet in Recife der Einsatz – es geht wieder nach Hause! Ich werde mal anfangen zu packen…

CR

Sonnenaufgang vor Brasilien.