In der ITC verankert…

20160908 – N 11° 02.450’ W 21° 13.300’ – M130

Stück für Stück kommen die Instrumente und Auftriebskörper – aneinandergereit zu einer fünf Kilometer langen Verankerung – an Bord.

Es hat eine Weile gedauert, bis wir diese Verankerung endlich in Angriff genommen haben. Ursprünglich wollten wir schon am Montag hier sein, dann doch am Dienstag, denn wir brauchten die zusätzliche Zeit für die Bergung von „Carmen“ im Norden der Kapverden. Allerdings war auch ein Abstecher nach Osten auf dem Plan. Der hätte auch nach der Verankerung stattfinden können, aber die Ankunftszeiten an der Position der Verankerung wären dann ungünstig gewesen und so fuhren wir doch erstmal in einer großen Schleife nach Osten und schließlich zurück zur jetzigen Position. Letztlich war es ganz gut so, denn das Wetter in der ITC ist gerade sehr wechselhaft. Gestern gab es jede Menge Schauer, sogar Starkregen war dabei. Heute dagegen hatten wir beste Arbeitsbedingungen.

Das nächste Projekt kann beginnen. Alles liegt auf dem Achterdeck bereit.

Da Bergung und Auslegung zusammen mehr als zehn Stunden dauern, sollte man vormittags beginnen. Zur Bergung einer Verankerung muss es außerdem hell sein – sonst findet man sie schlicht und einfach nicht. Man fährt dazu in die unmittelbare Nähe der Position und löst per Schall die Verbindung zwischen dem Grundgewicht in etwa 5000 Meter Tiefe und der Messstrecke, welche sich vom Gewicht bis kurz unter die Wasseroberfläche erstreckt. Die zwischengeschalteten Auftriebskörper bringen dann alles an die Wasseroberfläche. Die Kopfboje kommt als erstes nach oben, dann der Rest. Nach und nach holt man alles an Deck, trennt die Verankerung dabei in ihre Einzelteile auf. Im Heckbereich des Schiffes wird alles gereinigt und für das erneute Auslegen vorbereitet.

Warten, aber die Startposition ist bald erreicht und kann losgehen.

Für das anschliessende Auslegen ist einiges an Vorplanung notwendig. Im Grunde ist es ja einfach – man fährt mit etwa 1,5 Knoten Geschwindigkeit durch das Wasser und bastelt die Verankerung nach und nach wieder zusammen, bis man sie am Ende in ihrer vollen Länge hinter dem Schiff her schleppt. Zum Schluss kommt der Grundanker dran – löst man diesen dann vom Schiff, sinkt er zum Meeresboden und zieht die gesamte Verankerung in die Tiefe. Das Problem ist nur, dass die Verankerung ca. fünf Kilometer lang ist und an einer ganz bestimmten Stelle liegen soll. Das Zusammenstellen und Ausbringen dauert etwa vier Stunden. In dieser Zeit hat man dann ungefähr sechs Meilen durch das Wasser zurück gelegt. Da Strömung, Seegang und Wind die Fahrt des Schiffes beeinflussen, ist die zurückgelegte Strecke über den Meeresgrund eine andere als die durch das Wasser zurück gelegte. Das alles muss man zu Beginn der Arbeiten berücksichtigen, denn mit fünf Kilometer Kabel hinter dem Schiff kann man nicht mal eben zur richtigen Stelle zurück fahren.

Zu Beginn wird die Kopfboje ausgebracht.

Das Zusammenspiel zwischen Strömung, Dünung und Wind ist komplex. Auch die Schiffsgröße beeinflusst das Verhältnis. Deshalb führt man vor Beginn der Verankerungsarbeiten einen Drifting-Test durch. Dazu fährt man eine Weile den für die Arbeiten günstigsten Kurs zu Wind und Wellen und ermittelt den Fehler, der durch die äußeren Einflüsse entsteht. Diesen interpoliert man dann auf die Zeit, welche die Zusammenstellung der Verankerung benötigt, legt noch etwas an Strecke zur Sicherheit oben drauf und erhält so die Position, wo die Verankerungsarbeiten beginnen sollten. Hat man alles richtig gemacht, dann ist man am Ende mit der fertiggestellten Verankerung am Heck an der richtigen Stelle.

Der erste Teil der fünf Kilometer langen Verankerung ist im Wasser – jetzt dauert es ungefähr vier Stunden, bis alles fertig ist.

Gestern klappte alles prima. Die Verankerung ist wie geplant auf Tiefe gegangen und wir können unseren Weg nach Süden fortsetzen. Wir verlassen bald das Einflussgebiet der ITC, die ständigen Schauer gehören dann der Vergangenheit an. Bis zum Äquator sind noch zwei Verankerungen zu erneuern. Auch an einer PIRATA-Boje werden wir vorbei kommen – dann wird wieder geangelt. 

Und die Vorbereitungen für die Ankunft Neptuns nehmen auch langsam ernsthafte Züge an… 

CR

Über dem Grundgewicht wird der Auslöser einghangen. Bei der Bergung trennt er per Schall aktiviert die Verankerung von ihrem Grundanker.

Das Grundgewicht wird als letztes ausgebracht. Bis jetzt schwimmen alle Teile in Reihe hinter dem Schiff her – ganze fünf Kilometer lang – wird das Grundgewicht ausgehakt, geht es endgültig in die Tiefe.