CARMEN

20160831 – N 19° 43.537’ W 23° 11.599’ – M130

CARMEN im Schlepptau.

Laura, Michelle und Carmen heißen die Bojen des holländischen „Mid Atlantic Surface Boys Project“ welches sich zum Ziel gesetzt hat, Ablagerungen des Staubes aus der Sahara zu messen. Saharastaub wird im Nord-Ost-Passat vom Afrikanischen Kontinent über den Atlantik bis in die Karibik transportiert. Wieviel davon auf der Wasseroberfläche des Atlantik und anschließend auf dessen Grund sinkt, kann nur geschätzt werden – das holländische Projekt versucht dies zu messen. Dazu hat es verschiedene Luftfilter an Bord, einen Wettersensor und einen GPS-Sensor zur genauen Positionsbestimmung. Das Ganze wird mit Batterien und Solarpanels betrieben, eine Wartung ist nur höchstens ein Mal pro Jahr notwendig. Es sei denn, die Boje reisst sich von ihrer Verankerung los…

CARMEN am Haken.

Schon vor rund zwei Wochen geschah das mit der Boje „CARMEN“. Während der Reise M129 erreichte die Meteor ein Hilferuf. Damals waren wir viel zu weit entfernt – die Anfahrt hätte zwei Tage gedauert. Also trieb die Boje erst mal weiter nördlich der Kapverden herum. Für die jetzige Reise hatten wir die Bergung einer eigenen Verankerung im Norden der Inseln auf dem Plan. Diese führten wir kurz nach dem Auslaufen aus Mindelo durch. Die holländische Boje war dabei gar nicht mal so weit entfernt – also fuhren wir in der letzten Nacht in ihre Richtung. Heute Morgen wurde sie dann gesichtet und die Bergung begann. Das Problem bei dieser Bergung war allerdings, dass niemand wissen konnte, an welcher Stelle die Verankerung gerissen war. Bei den Wassertiefen in diesem Gebiet ist so eine Verankerung mehrere tausend Meter lang. Ist sie kurz über dem drei Tonnen schweren Grundgewicht gerissen, so würden knapp vier Kilometer Material unter der Boje hängen. Also wurde die Boje nicht direkt angefahren, sondern mit dem Schlauchboot zum Schiff geschleppt. Die Bergung gelang dann problemlos und es stellte sich heraus, dass nur 15 Meter Kette und ein paar Meter Seil übrig waren. Der Rest liegt jetzt auf dem Meeresgrund.

CARMEN an Bord.

Etwas unappetitlich fand ich den Muschelbewuchs an der Boje. Es ist schon erstaunlich, wieviel Leben sich an einer Verankerung so ansammelt. Inzwischen ist die Boje gereinigt und auf dem Vorschiff verstaut. Sie kommt jetzt erstmal mit nach Brasilien, von wo sie dann sicher mit einem Container zurück nach Holland transportiert wird. Für uns steht als nächstes das Ausbringen einer neuen Verankerung auf dem Programm – dazu fahren wir über Nacht zurück zu den Kapverden. Insgesamt hat uns diese Aktion 1,5 Tage gekostet. Aber irgendwann werden die Holländer den deutschen Forschern zu Hilfe eilen.

CR

Muschelbewuchs an der Boje.