Sandsturm

20160813 – N 17° 43.320’ W 17° 41.093’ – M129

Der Sturm tobte über dem Festland – seine Flanke erreichte aber auch die Meteor in Küstennähe.

Schon einige Zeit konnte man auf den Satellitenbildern beobachten, wie sich über Mauretanien eine riesige Zelle mit konvektiver Bewölkung in Richtung Küste bewegte. Das ist in dieser Gegend und zu dieser Jahreszeit erst mal nichts ungewöhnliches. Die Tropische Tiefdruckrinne (ITCZ), welche während des Nordsommers über dem Atlantik bei ungefähr 10° N liegt, macht aufgrund der Landmasse Afrikas über dem Kontinent einen scharfen Schwenk nach Norden und verläuft derzeit quer durch Mauretanien bis auf eine Breite von ca. 20°N. Unsere Zelle sollte sich also planmäßig ungefähr an diese Linie halten und im küstennahen Bereich nach Süden abschwenken oder sich in Wohlgefallen auflösen. Tatsächlich tat sie beides – sie schwenkte nach Süden und löste sich auf – allerdings erwischte sie mit einem kleinen Ausläufer doch noch das Fahrtgebiet der Meteor. 

SatBild vom 13.08.2016 09UTC.

Aufzug des Sandsturmes.

Gestern Morgen sah noch alles nach einem schönen Tag aus. Der Wind wehte nur schwach, Dünung und See fielen kaum ins Gewicht. Also startete das Zodiak mit dem Katamaran im Schlepptau zur einer Erkundungsfahrt ins Schelf. Währenddessen wurde der regelmäßige Test der Rettungsboote durchgeführt. Auf dem Steuerbordboot wurde sogar der Mast gestellt und das Segel gesetzt – das hatte vorher kaum jemand mal geübt, eine willkommene Gelegenheit, auch wenn es kaum Wind gab. Beim Test des zweiten Bootes deutete sich im Osten dann schon an, dass der Wüstensturm uns doch treffen könnte – also schnell das Boot wieder an Bord! Das Problem bei den Rettungsbooten ist nicht schlechtes Wetter auf See – dafür sind sie ja gemacht – sondern die schwierige Bergung bei viel Seegang. Die Boote und deren Aufhängung sind dafür konstruiert, schnell und problemlos von Bord zu kommen. Der umgekehrte Fall ist nicht vorgesehen – im Notfall will man ja auch nicht wieder an Bord. Und so ist es eine ziemlich schwierige Angelegenheit, die Boote wieder ordnungsgemäß und ohne Unfälle in die Haken zu bekommen. Doch alles lief gut und der Sandsturm war erst einige Zeit später über dem Schiff. 

Mit dem Rettungsboot unterwegs.

Rettungsboot unter Segeln.

Nicht so günstig verlief der Vormittag für die Mannschaft an Bord des Zodiak. Inzwischen war das Außenteam schon um die zwei Meilen vom Schiff entfernt. Die Sicht wurde schlechter, der Wind nahm stark zu und dementsprechend wurde auch die See sehr unruhig – mit einem Katamaran im Schlepptau nicht ohne weiteres zu bewältigen. Die Meteor fuhr dem Außenteam deshalb entgegen und nahm beide Boote sicher an ihrer Leeseite auf. Ziemlich durchnässt kamen alle Insassen an Bord, die Sicht ging inzwischen auf unter 500m zurück. Der ganze Spuk dauerte kaum länger als eine halbe Stunde. Schon von weitem sah man, dass die Luft regelrecht von Staub „getränkt“ schien und diesen Staub findet man nun in jeder Ecke des Schiffes. Heute habe ich die Geräte auf dem Mast geputzt – das war bitter nötig. In Verbindung mit salzigem Seewasser entsteht aus dem Staub eine schmierige, fast schon ölige Schicht auf jeder Oberfläche.

Unterwegs mit dem Zodiak – der Sandsturm hat sich gelegt.

Die staubgetränkte Luft verdüsterte uns auch heute noch den ansonsten fast wolkenfreien Himmel. Inzwischen lässt die Konzentration nach und das Schiff wurde einigermaßen gereinigt. Ab Montag begeben wir uns in das zweite Arbeitsgebiet weiter im Süden. Vielleicht werden wir dort ähnliches erleben. Auf jeden Fall war es ein beeindruckendes Erlebnis – allerdings wäre jetzt mal ein richtiger Schauer vonnöten, um das Schiff wieder richtig sauber zu waschen.

CR

Noch lang nach dem eigendlichen Sandsturm hing der Staub über der Meteor.