Schützenfest im Atlantik

20160425 – S 01° 02.454’ W 026° 01.072’ – PS98

Schützenfest auf der Polarstern.

Wochenende, lange Überfahrt, wenige Wissenschaftler an Bord – da muss man sich was einfallen lassen! Also lud die Betriebssportgruppe Nautik am Sonntag zum Schützenfest ein. Jeder, der Lust hatte, konnte mit fünf Schüssen aus dem Luftgewehr seine Zielsicherheit beweisen. War gar nicht mal so einfach – die Scheibe verwandelte sich durch die Schiffsbewegungen in ein bewegliches Ziel. Ich habe die genaue Auswertung noch nicht gesehen, aber der Beste erreichte wohl 44 von 50 möglichen Ringen. Da lag ich mit meinen 28 Ringen weit drunter…

Auswertung der Ergebnisse.

Schon am Abend vorher gab es einen Höhepunkt der besonderen Art. Open Air Kino auf dem Helideck! Gemeinsam schauten wir „The Perfect Storm“. Da wir uns gerade in der Zone des Südostpassates befinden, droht uns solches Unbill eher nicht. Aber wer weiß das schon vorher? Auf jeden Fall war es schön, unter freiem Himmel bei einem Bierchen diesen Film zu genießen. 

Kinoabend auf dem Helideck der Polarstern.

Doch damit nicht genug der Termine am Wochenende! Zu den langjährigen Traditionen an Bord der Polarstern gehört der Wiegeclub, auch Weight Watchers Club genannt. Jeden Sonntag Morgen trifft man sich in der Werkstadt zum Wiegen. Dazu steht eine Balkenwaage zur Verfügung, so dass die Schiffsbewegungen keinen Einfluß auf das Ergebnis haben. Nach dem Wiegen gibt man dann eine Vorhersage des eigenen Gewichtes bis zur nächsten Messung ab. Zunehmen, Abnehmen oder Gewicht halten? Liegt man 500 g daneben, so zahlt man 0,50 € in eine Spendenkasse. Am Ende der Reise kommt das Geld dann einer Rostocker Krebsstation für Kinder zugute. Trotz des guten Essens habe ich bisher nicht zugenommen – allerdings hatte ich eine andere Prognose abgegeben. Ich bin gespannt auf nächsten Sonntag!

Jeden Sonntag trifft man sich in der Werkstatt zum wiegen. Danach gibt man eine Prognose für die nächste Woche ab – liegt man daneben, so zahlt man.

Eine kurze Unterbrechung unserer Fahrt hatten wir letzten Donnerstag. Bei Arbeiten am Schiff ging versehentlich ein Rettungsring über Bord. So etwas passiert schon mal. Auf der Brücke reagierte man umgehend und leitete ein Rettungsmanöver ein. Nicht mal zwanzig Minuten später war der Ring wieder an Bord, die Fahrt konnte fortgesetzt werden. Alles in allem war es eine gute Übung und gibt ein sicheres Gefühl – sollte tatsächlich mal jemand über Bord gehen, läuft sofort ein gut eingespieltes Prozedere zur Rettung ab. Vorausgesetzt natürlich, dass jemand den Unfall bemerkt.

Gleich am nächsten Tag fand eine der monatlichen Notfallübungen statt. Brand im Maschinenraum. Alle Wissenschaftler mussten sich auf dem Helideck einfinden, anschliessend wurden wir auf die jeweiligen Rettungsboote verteilt. Das klappte auch alles prima. Keiner fehlte.

So sieht es aus, wenn bei einem MOB-Manöver der Rettungsring hinterher geworfen wird. Ziemlich farbintensiv – für etwa 15 Minuten.

Inzwischen ist das Wochenende vorbei, der Alltag hat uns wieder voll im Griff – allerdings nur für kurze Zeit. Heute Nacht werden wir den Äquator queren und natürlich wird es eine Taufe zu diesem Anlass geben. Täuflinge, von denen es eine ganze Menge an Bord gibt, werden strengstens beobachtet, Fehlverhalten wird sofort notiert – es gibt eine Art Punktesystem und die Rechnung wird morgen zur Taufe präsentiert. Aber auch die Täufer wurden schon zurecht gewiesen! Jupiter, Gott aller Götter und Beschützer der Täuflinge, hatte sich mahnend per Mail gemeldet, woraufhin Neptunus Rex Oceanium Maximum, der Beherrscher aller Meere, Fluesse, Seen, Moraeste, Tuempel und Bierpfützen, gelobte, sich mit Triton über die nötige Maßregelung ihrer Schergen zu beraten. Außerdem hängen überall im Schiff Hinweise aus, die die Überlebenschancen der Täuflinge erhöhen sollen. Wird schon gut gehen…

CR

PS: Ach ja, die Krabben – die werden immer noch im „Keller“ des Schiffes versorgt, gehegt und gepflegt. Leider sind schon einige verstorben – aber das war zu erwarten.

Königskrabben…oder zumindest Reste davon – leider haben nicht alle den Transport überlebt.