Das Beste zumSchluss!

20160226 – S 34° 52.321’ E 19° 15.118′ – M123

Auch von vorn recht hübsch, oder?

Gestern war es endlich mal wieder soweit! Ich konnte mit dem Schlauchboot einige Runden um das Schiff drehen. Grund dafür war der Test unseres neuen Rettungssystems für MOB-Manöver. MOB ist die Abkürzung für „man over board“ – das neue Rescue Star System soll die Wiederaufnahme des über Bord gegangenen vor allem bei rauher See erheblich erleichtern. Das Gerät sieht aus wie ein umgekehrter Regenschirm. Es wird am Kran ins Wasser gelassen. Dabei verschwindet der Regenschirm unter Wasser – oben bleibt nur ein Rettungsring, an dem man sich festhalten kann. Eine Leine, welche durch den Ring bis an Deck verläuft, unterstützt den zu rettenden dabei, zu diesem Ring hin zu kommen – ist er dann an der richtigen Stelle, so wird der „Schirm“ mitsamt dem unfreiwillig baden gegangenen an Bord gehievt.

Fällt jemand über Bord, so wird er wieder aufgefischt!

Es gibt dazu jede Menge Anleitungen, sogar ein Video wurde gezeigt, aber selber Ausprobieren ist wohl die beste Übung für den Ernstfall. Also ist unser Nautik-Student in einen Überlebensanzug gestiegen und hat sich mitsamt dem System ins Wasser begeben. Der Test hat gut funktioniert – hätte es Probleme gegeben, so wäre das Schlauchboot schnell für eine Rettung auf die herkömmliche Art zur Stelle gewesen. Für mich bot sich so die Gelegenheit, einige Fotos von dieser Aktion zu machen.

Das neue Rettungssystem bei der ersten Erprobung.

Die Woche seit meinem letzten Blogeintrag war sehr abwechslungsreich. Lange Zeit schien die Expedition nicht so richtig in Schwung zu kommen. Wir fuhren viele Profile – auch wichtig, aber für die meisten an Bord ein eher langweiliges Unterfangen. Doch zum Schluss wurden nochmal alle Register gezogen, sogar der Vibrocorer kam noch zum Einsatz. Wie auch mit dem üblicherweise genutzten Schwerelot werden mit dem Vibrocorer Sedimentkerne aus dem Meeresboden gewonnen. Das Schwerelot nutzt dabei die brachiale Gewalt, welches das etwa zwei Tonnen schwere Gewicht an seinem Ende beim Auftreffen auf den Boden erzeugt. Der Vibrocorer dagegen wird ganz sanft auf den Meereboden gestellt und anschließend das Rohr für die Probe mit einer Art druckluftbetriebenen Hammer in den Boden gerammt. Dadurch kann man Proben aus festeren Untergründen gewinnen – das Schwerelot würde als „Banane“ wieder an Deck kommen.

Vibrocorer: ziemlich langes Gestell, nicht einfach zu handhaben.

Der Vibrocorer ist leider ein ziemlich unhandliches Gerät. Ihn vom Deck ins Wasser zu bekommen erfordert schon einiges an Geschick und Mut zur Improvisation. Er ist ziemlich lang und ein Schlauch für die Pressluft muss per Hand nachgeführt werden. Bei seinem ersten Einsatz zog auch noch ein Gewitter auf. Dummerweise verzögerte sich die Bergung, das Gewitter tobte über der Meteor und der Corer war noch nicht gesichert. Eine brenzliche Situation – die Mannschaft konnte den Einsatz trotzdem zu einem guten Ende führen.

Nicht einfach zu fotografieren von einem schwankenden Schiff – mit etwas Geduld und Glück gelingt es dennoch!

Gestern, kurz vor dem Test des Rescue Star, kam der Corer dann zum letzten Mal zum Einsatz. Die Stationsarbeiten waren damit beendet, am Abend machten wir uns endgültig auf den Rückweg um Cape Agulhas. Das Wetter gibt heute auch nochmal alles – bei Windstärken von 7 – 8 Bft und Wellenhöhen jenseits der drei Meter stampft das Schiff nochmals kräftig auf diesem letzten Abschnitt. Inzwischen sind wir wieder im Atlantischen Ozean, morgen früh werden wir 08 Uhr Bordzeit vor Cape Town vom Lotsen erwartet. 

Die Reise geht also zu Ende und packen muss ich auch noch…

CR

Berge im Hinterland von Mossel Bay – vielleicht der Buffelskloof?