Bildungsfernsehen

20160125 – S 09° 43.200 E 12° 36.626 – M122

Extrem selten, in freier Wildbahn kann man diese Muschel kaum beobachten.

An Tagen, an denen das ROV „SQUID 2000“ gleich nach dem Frühstück zu seinem Flug in die Tiefe startet, hat es der Fahrtleiter beim Brückengespräch oft verdächtig eilig. Er müsse los – Fernsehen gucken. Und verschwindet in Richtung Labor. Allerdings läuft dort immer das selbe Programm – der Livestream vom ROV.

Das Geschrei im Labor sei groß gewesen – so schrieb der Fahrtleiter in seinem letzten Wochenbericht – als auf den Bildschirmen die Tiefseeauster Neopycnodonte auftauchte. Ich konnte die Austern bei einem kurzen Besuch auf der Brücke auf dem dortigen Bildschirm beobachten. Live dabei war ich also nicht als der Trubel vor den Bildschirmen ausbrach. Auch war mir nicht bewusst, dass ich einer kleinen Sensation beiwohnte. Diese Art der Tiefseeaustern wurde noch nie auf der Südhalbkugel beobachtet!

Erneutes Geschrei dann einen Tag später. Eine Acesta angolensis konnte beim Öffnen und Schliessen ihrer Klappe gefilmt werden. Von dieser Muschel sind gerade mal 60 Exemplare bekannt – 55 Stück von ihnen liegen in Museen. In freier Wildbahn kann man sie praktisch nie beobachten. Ein Exemplar lebt jetzt an Bord der Meteor – ob sie wohl je wieder ihre Klappe aufmacht…

Verwandte der allseits bekannten Seesterne.

Weniger selten sind wohl Schlangensterne. Ich persönlich finde diese Tierchen ja viel interessanter. Sie können sich mittels ihrer fünf Arme recht flink fortbewegen und sind sehr empfindlich gegen Berührungen – im Notfall werfen sie ihre Arme ab. Einige Arten besitzen sogar leuchtende Drüsenzellen an den Dornen ihrer Arme – damit kann man Feinde scheinbar ganz gut erschrecken. In der griechischen Mythologie kennt man die Medusa als als ein Ungeheuer mit Schlangenhaaren – der Ursprung dieses Mythos ist auf Funde von versteinerten Schlangensternen zurück zu führen. 

Experimente mit den Kaltwasserkorallen – extra für sie wird regelmäßig Wasser mittels der CTD aus der Tiefe geholt, so fühlen sie sich am wohlsten.

Eigentlicher Mittelpunkt dieser Reise sind aber die Kaltwasserkorallen. Im „Keller“ der Meteor ist eine Aquarium aufgebaut, in welchem einige Experimente mit den Korallen durchgeführt werden. Um ihre Überlebenschancen zu erhöhen, wird eine möglichst authentische Umgebung geschaffen – man wechselt alle sechs Stunden das Wasser, welches mit den CTD-Tauchgängen aus der Tiefe kommt. Windeln wechseln nennt das der Fahrtleiter.

Heute war der letzte „richtige“ Forschungstag. Die Reise geht nun endgültig ihrem Ende entgegen. Morgen werden wir die letzte Woche ausgebrachten Lander wieder an Bord holen. Dann fahren wir Richtung Süden. Einen Test mit dem ROV „Squid 2000“ wird es noch geben. Dieses ist auf Tauchtiefen von 2000 Metern konzipiert. Bisher ist es noch nie so tief unten gewesen – das soll als Abschluss der Reise noch getestet werden. In unserem ersten Arbeitsgebiet vor Namibia sind auch noch einige Dinge zu erledigen, so dass die Heimreise etwas länger dauern wird. Am Sonntag Morgen wollen wir dann pünktlich 08 Uhr den Hafenlotsen aufnehmen.

Und dann? Landgang!!!

CR

Schon oft fotografiert – immer wieder schön: Sonnenaufgang auf See!