Reede Walvisbay

20160113 – S 21° 48.017’ E 13° 47.973’ – M122

Leuchtturm Pelican Point

Die Ersatzteile waren zwar noch in Windhoek, doch man versicherte uns, dass sie rechtzeitig bei unserem Eintreffen in Walvisbay da sein würden. Also machten wir uns am Montag auf den Rückweg. Unterwegs – auf einem kleinen Umweg – wurde noch eine CTD gefahren, am Dienstag um die Mittagszeit erreichten wir die Reede der Walfischbucht. Nach Norden öffnet sich die Bucht zum Meer, nach den anderen Seiten sieht man nur Sand, soweit das Auge reicht. Liegt man auf Reede, so ist der eigentliche Hafen noch weit entfernt. Man kann die Dünen auf dem Festland sehen, Hafen und Stadt in weiter Ferne – mehr aber auch nicht. An Land zu gehen bleibt ein Wunsch – selbst das Testen unserer Rettungsboote war reglementiert, wir durften nur eine kleine Runde um das Schiff drehen, weitere Ausflüge sind strikt verboten. Und natürlich war unsere Lieferung noch nicht in Walvisbay eingetroffen…

Also warteten wir eine Nacht lang. Pessimisten gingen davon aus, dass wir hier auf jeden Fall noch ein paar Tage liegen würden. Die Logistik in afrikanischen Ländern ist oft ein Rätsel, der Zoll tut sein übriges, einem das Leben schwer zu machen. Aber Überraschung! Heute Mittag war es tatsächlich doch soweit. Der Agent kam mit dem Taxi-Boot und brachte uns drei Pakete. Die Übergabe strapazierte dann nochmals kurz unsere Nerven. Ein riesiger Packen an Formularen musste gestempelt und unterschrieben werden. Wir haben nicht gezählt, aber Kapitän und Chief mussten so ungefähr 100 Unterschriften leisten – glaubt mir, das ist kein Scherz! 

Reede Walvisbay.

Irgendwann war aber auch die Bürokratie am Ende – endlich können wir in unser Forschungsgebiet am Namibischen Kontinentalhang zurückkehren. Dort wollen wir noch einen Lander aufnehmen – es wird nur ein kurzer Zwischenstopp auf dem Weg an die Küste vor Angola. Bis etwa Höhe Luanda werden wir nahe der Küste entlang fahren. Dabei werden Messungen bei einer Wassertiefe von 200 bis 300m durchgeführt. Wind und Dünung kommen von achtern – also surfen wir regelrecht auf den Wellen nach Norden. Sind wir dann im Arbeitsgebiet B, so geht es weiter mit den seismischen Profilen, dem ROV, den Baggern und dem Schwerelot – das ganze Programm des ersten Teils von vorn. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass wir dort mehr lebende Korallen als im ersten Arbeitsgebiet finden. Dann werden auch die Übertragungen vom ROV, die man mit jedem PC an Bord verfolgen kann, interessanter – zumindest für die Laien unter uns.

Das Wetter vor Luanda verspricht um einiges wärmer zu werden als vor der namibischen Küste. Wenn man dem deutschen Winter (der allerdings zurzeit ziemlich schwächelt) nach Afrika entfliehen kann, so gehört man vermeintlich zu den Glücklichen. Aber wie schon erwähnt überschreitet die Temperatur vor der Küste Namibias kaum die 20°C-Grenze, wirklich sommerlich ist das nicht gerade. Ich bin also gespannt auf die angolanischen Küsten.

CR

Versteinerte Korallen aus ca. 200m Tiefe – mit dem Bagger an Bord geholt.