Blutmond mit zeitlichen Verwirrungen

20150928 – S 11° 29.995’ W 31° 59.999’ – M119

Mondfinsternis 2015. Für die Beobachtung einer Mondfinsternis war das Wetter nicht optimal. Immer wieder Wolken, aber hin und wieder kleine Lücken.

Ein Ereignis der besonderen Art konnten wir in der letzten Nacht beobachten. Eine Mondfinsternis war angekündigt. Kurz nach 03 Uhr MESZ sollte der Mond in den Kernschatten der Erde eintreten. Da wir in der letzten Nacht die Bordzeit auf UTC-2h angeglichen haben und das in drei Zwanzig-Minuten-Schritten über die drei nächtlichen Wachen verteilt geschieht, zeigten die Borduhren 23:48 Uhr. Gegen 04:12 Uhr MESZ befand sich der Mond komplett im Kernschatten der Erde – da an Bord die 00-04er Wache mittlerweile begonnen hatte und Schritt zwei der Zeitumstellung vollzogen war, war es auf den Borduhren 00:32 Uhr. Man sieht – Bordzeit kann ganz schön verwirren…

Die meisten Interessierten fanden sich rechtzeitig auf dem Peildeck ein. Dort gibt es Liegen, man kann das Geschehen im Zenit sehr bequem beobachten. Leider gestaltet sich das Fotografieren etwas schwierig. Vor allem in der Phase des „Blutmondes“ bräuchte man ein Stativ und längere Belichtungszeiten. Beides macht aber auf einem sich ständig bewegendem Schiff keinen Sinn. Ich hab es trotzdem versucht, natürlich ohne Stativ, Freihand – doch die meiste Zeit habe ich das Schauspiel einfach genossen.

Eine Stunde und elf Minuten befand sich der Mond im Kernschatten der Erde. Darüber hinaus befand er sich zu dieser Zeit im Perigäum, also der erdnächsten Position seiner elliptischen Bahn um die Erde und erscheint deshalb größer und heller als gewohnt am Himmel. Das wird dann gern als „Supermond“ bezeichnet. Aber es ist der selbe Mond wie immer. Blutig wird es, weil die Atmosphäre der Erde das Sonnenlicht bricht und den langwelligen, roten Anteil zum Mond lenkt. Durch dieses Streulicht bekommt der Mond die kupferrote Farbe, während er sich im Kernschatten der Erde befindet. Daher kommt die Bezeichnung „Blutmond“. Klingt alles ziemlich unheilschwanger und schreit förmlich nach Apokalypse!

Dass ein solches Himmelsereignis in der Frühgeschichte der Menschheit als Vorbote von Katastrophen oder gar dem Weltende gedeutet wurde, kann man nachvollziehen. Dass es aber auch heute noch religiöse Spinner gibt, die mit solcherart Prophezeiungen ganze Bücher füllen (die sich auch noch gut verkaufen!), gibt mir immer wieder Rätsel auf.

Und trotzdem – auch wenn man um die Zusammenhänge solcher Ereignisse weiß, hatte der Anblick des roten Mondes etwas magisches.

CR

Mondfinsternis 2015. Mittlerweile ist der Mond fast im Kernschatten der Erde verschwunden – man ahnt schon die Entwicklung zum „Blutmond“.