SFB754 und RACE

20150907 – Hafen Mindelo Capo Verde – M119

Saharastaub in der Luft über den Inseln.

Abkürzungen scheinen die Leidenschaft eines jeden Wissenschaftlerns zu sein. So ist die Forschungsreise M119 eine Zusammenarbeit zwischen SFB 754 (Sonderforschungsbereich 754 – „ Klima – Biogeochemie Wechselwirkungen im tropischen Ozean) mit seinen TP A3, A4 und B8 (Teilprojekte A3, A4 „ laterale und vertikale Vermischung sowie Advektion“ und B8 „Rolle des Zooplanktons für Sauerstoffverbrauch und biogeochemische Zyklen“) und des BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung – das war einfach!) Verbundprojektes RACE (Regional Atlantic Circulation and Global Change), welches besonderes Augenmerk auf den NBUC (Nordbrasilianischer Unterstrom) als Teil der AMOC (Meridionale Umwälzbewegung) und der STCs (Subtropische Zellen) legen möchte…

Und so müht man sich durch die Beschreibungen der einzelnen Reisen im Expeditionsheft. Zum Glück gibt es manchmal auch eine Zusammenfassung für die Hauptaufgaben und Kernfragen der einzelnen Expeditionen.

„Die Hauptarbeiten während M119 sind die Bergung und Ausbringung von Tiefseeverankerungen, Stationsarbeiten und das Auslesen von zwei invertierten Bodenecholoten (PIES). Für die Stationsarbeiten werden eine Kombination aus CTD/Lowered ADCP/ Underwater Vision Profiler (UVP), eine Mikrostruktursonde, ein Zooplankton-Multinetz und eine geschleppte Kamera eingesetzt. Zusätzlich werden unterwegs mit den bordeigenen Schiffs-ADCPs Strömungen und mit dem Thermosalinographen Wassermasseneigenschaften gemessen. Die wissenschaftlichen Fragen des SFB 754, denen während M119 nachgegangen werden soll, sind:

     Wie reagiert die Sauerstoffverteilung im Ozean unterhalb der Deckschicht auf Veränderungen in der Ozeanzirkulation und Ventilation?

     Was sind die Abhängigkeiten und die Rückkopplungsmechanismen, die niedrige oder variable Sauerstoffniveaus mit Quellen und Senken von Schlüsselnährstoffen in der      

     Wassersäule verbinden?

Diese beiden allgemeinen Fragen beinhalten speziellere Forschungsthemen, wie z.B. die Quantifizierung des Sauerstoffbudgets in der Sauerstoffminimumzone, die Produktion und Dissipation von Sauerstoffvarianz, die Gewinnung mehrjähriger Zeitserien von Sauerstoff und Strömungen im Bereich der Sauerstoffminimumzone und die Rolle der mittleren Zirkulation sowie von Zirkulationsschwankungen für Sauerstoffverteilung und Variabilität.“

Für einen Fachgebietsfremden wie mich enthält das zwar immer noch eine Menge Unklarheiten. Doch ich hoffe auf einen klärenden Vortrag des Fahrtleiters für die Besatzung. Die Strecke, die wir zurück legen werden, ist jedenfalls eindeutig. Die schwarzen Punkte in der Skizze stehen für normale Stationen, also CTDs und ähnliches. An den mit Sternen und großen Kreisen markierten Punkten werden wir Verankerungen aufnehmen und neue auslegen. Das sieht insgesamt nach einem straffen Programm aus. Am 13.10.2015 endet diese Reise dann in Recife/Brasilien.

Die Planung für die Forschungsreise M119.

Die Tage zwischen den beiden Expeditionen waren entspannend. Am Nachmittag des Einlauftages bin ich gleich mal joggen gewesen. Den Abend wollte ich in der Stadt verbringen, also blieb nur der Nachmittag für den Lauf. Die Idee war aber nicht so gut (wie sich sicher die meisten denken können). Es herrschte eine schwüle Hitze, die nur im Schatten und ohne Bewegung einigermaßen erträglich ist. Auf meiner Laufstrecke war natürlich kein Schatten und der Wind brachte auch nicht so viel Abkühlung. Trotzdem hat es Spaß gemacht, nach den Wochen auf dem Schiff mal wieder eine längere Strecke laufen zu können. Auf jeden Fall bin ich um eine Erfahrung reicher…

Die Kirche Igreja Nossa Senhora da Luz.

Feierlichkeiten in der Igreja Nossa Senhora da Luz.

Wesentlich erträglicher ist das Klima in den Abendstunden. Gleich am ersten Abend gab es auf einer der Hauptstraßen ein kleines Live-Konzert. Dort traf sich dann scheinbar halb Mindelo. Besatzung und Wissenschaftler der Meteor waren natürlich auch zahlreich vertreten. Die Stimmung war grandios!

Straßenmusik auf kapverdisch.

Am Sonntag bin ich ein wenig in den Straßen von Mindelo abseits des Zentrums unterwegs gewesen. Ich wollte mal dahin, wo man als Einheimischer für gewöhnlich wohnt. Die Stadt erstreckt sich von der Bucht, wo sich der Hafen und das Zentrum befindet, weit hinauf in die zerklüfteten Berge. Steile Gassen, gesäumt von ein- bis zweistöckigen Rohbauten – von denen viele schon wieder verfallen – sind charakteristisch für das Hinterland von Mindelo. Kaum Bäume, trocken und staubig. Zwischendrin Bolzplätze. Fußball ist die beliebteste Sportart der Kapverdianer. Natürlich gibt es auch Gegenden, welche wohnlicher sind. Im Allgemeinen baut man hier stückweise, je nach dem, ob gerade Geld vorhanden ist oder nicht. Und Geld verdienen die meisten Kapverdianer im Ausland. So dauert es schon mal ein halbes Leben, bis man sich sein Traumhaus erarbeitet hat. 

Orte wie diesen findet man überall in Mindelo.

Die Landtage sind leider bald vorbei. Heute ist noch einiges für die anstehende Reise vorzubereiten. Bisher war nur der Vortrupp der Wissenschaftler an Bord – der Rest kommt in Kürze. Morgen früh gegen 09 Uhr Bordzeit werden wir auslaufen und im Norden der Inseln eine Verankerung legen. Danach geht es nach Süden quer durch die Kapverden. Dann fünf Wochen nichts als Wasser um uns herum!

CR

Ein Fischtrawler wird entladen.

Frischer Fisch aus Mindelo für die Kombüse.

Die Meteor an der Pier.