Torpedo im Wasser!

20150509 – 10° 45.000’ N 40° 00.000’ W – M116

Torpedo am Haken

Man hat sich inzwischen an den Anblick gewöhnt. Leicht seitlich des Schiffes verfolgt uns schon seit hunderten von Seemeilen eine Blasenspur. 

Aber „verfolgt“ klingt ein wenig reißerisch – vielmehr ziehen wir am Ausleger unseres Heckkranes ein kleines Gerät – auch „Fisch“ genannt – hinter uns her, das über ein Schlauchsystem eines unserer Labore mit möglichst unverfälschtem Meerwasser versorgt. Im Labor wird dieses Wasser analysiert und man erhält eine Messreihe, die sich über den gesamten Fahrtabschnitt erstreckt.

Hin und wieder bringt man auf Forschungsreisen sogenannte Tracer ins Meer ein. Diese „Markierstoffe“ verteilen sich mit den Strömungen im Meer und sind noch lange Zeit nach ihrer Ausbringung nachweisbar. So kann man Strömungen verfolgen und deren Verlauf darstellen. Während dieser Reise konnte ein Tracer nachgewiesen werden, welcher vor sieben Jahren ausgebracht wurde. Man kann sich vorstellen, dass bei dieser hohen Messgenauigkeit auch kleinste Verunreinigungen, die durch ein Schiff verursacht werden, sofort störend in der Messreihe wirken. Deshalb ziehen wir unseren Torpedo auch seitlich neben dem Schiff hinter uns her. Die Messgenauigkeit ist derart hoch, dass man ein Kilo Zucker im Bodensee aufgelöst nachweisen könnte. 

Der „Fisch“ – ständiger Begleiter unseres Weges durch den Atlantik.

Das Wetter bleibt weiterhin recht angenehm. So um die 25° Celsius, Wind mit 5 Bft. Hin und wieder haben wir etwas mehr Bewölkung, aber meist setzt sich dann doch die Sonne wieder durch. Die ITC im Süden ist zu weit weg, um unser Wetter entscheidend zu beeinflussen. Weit im Norden des Atlantiks toben sich einige Tiefdruckgebiete aus und vor der Küste der USA läutet gerade ein tropischer Sturm die Hurrikan-Saison ein. Eigentlich viel zu zeitig. Bei uns kommt nur ein wenig mehr Dünung als sonst an. Leider kreuzt sich diese Dünung mit der bisher vorherrschenden und das Schiff rollt ziemlich extrem, wenn wir auf Station liegen. Während der Fahrten zur nächsten Station merkt man aber davon kaum etwas.

Seit mehr als einer Woche sind wir nun schon unterwegs. Heute Nacht haben wir die Uhr zum zweiten Mal eine Stunde vorgestellt. Gerade fahren wir zur 15. CTD-Station. Insgesamt 78 stehen auf dem Plan. Oft finden die Tauchgänge nachts statt. Es gibt eine Art Schichtsystem, einige Wissenschaftler schlafen deshalb tagsüber. So ist es vergleichsweise ruhig auf dem Schiff. Die Routine hat sich eingespielt.

Heute Abend werden wir uns das Karibik-Feeling wieder zurück an Bord holen. Es soll Caipirinhas geben. Doch die Party wird wohl nur von kurzer Dauer sein – die nächste Station ist nicht mehr weit. Alkohol und Dienst vertragen sich nicht – das gilt auch und vor allem an Bord der Meteor.

Also, dann werde ich mal in die Karibik abbiegen.

CR

CTDs – immer und immer wieder.