Lift in die Tiefe

20150314 – 22° 01.500 N 93° 14.849’ W – M114-2

M114-2: Golf von Mexico

Lifter. Wieder an Bord. Er stand drei Tage in 2900m Tiefe.

Jeden Abend, wenn das ROV wieder an Bord ist, sind ein halbes Dutzend Wissenschaftler damit beschäftigt, die Proben, die es mitgebracht hat, vom hinteren Arbeitsdeck ins Labor zu schaffen. Das ist ein wenig wie Bescherung. Alle warten geduldig bis das ROV ordentlich gesichert ist, dann wird der Zugang auf das Deck freigegeben und es entwickelt sich eine rege Geschäftigkeit rund um das Tauchgerät. Pushcores – das sind kleine Kerne aus dem Meeresboden – Wasserproben, Sedimentproben, Muscheln und anderes Getier – es ist schon eine Menge, was das ROV mit aus der Tiefe bringen kann. Aber die Nutzlast ist beschränkt. Man muss vorher genau die Instrumentenbestückung planen, beim Tauchgang immer wieder abwägen, was man einsammeln möchte und worauf verzichtet werden kann. Kurzum – man ist ziemlich eingeschränkt.

Der Lifter wird wieder einsatzbereit gemacht.

Deshalb haben findige Techniker den „Lifter“ erfunden. Auf einer ungefähr zwei mal zwei Meter großen Platform können jede Menge Geräte und Probenbehälter aufgebaut werden. In der Mitte befindet sich eine Art Mast, an dessen Ende Auftriebskörper angebracht sind. Unter der Plattform sind Gewichte angebracht. Alles ist derart aufeinander abgestimmt, dass der Lift mit ungefähr 0,3 m/s auf den Meeresboden sinkt. Herabgelassen wird er mit der Winde. Am Meeresboden angekommen –  bei den in unserem jetzigen Einsatz knapp 3000 Metern bis zum Meeresboden dauert das fast drei Stunden – wird der Windendraht ausgehakt. Der Mechanismus dafür wird durch Schallwellen gesteuert, die von Deck aus in die Tiefe geschickt werden. Die Winde wird eingeholt, das ROV kann seinen Tauchgang beginnen und sich vom Lifter Geräte abholen oder auch Proben zwischenlagern. Bei seinem letzen Einsatz ist der Lifter drei Tage am Meeresboden geblieben. Heute morgen gegen fünf Uhr wurden, ausgelöst wiederum durch Schallwellen, die Gewichte am Boden des Lifters abgeworfen. Langsam stieg der Lifter wieder auf, um nach ungefähr 2,5 Stunden die Meeresoberfläche zu durchbrechen. Dort wurde er von der Meteor geborgen. Ein Sender im Mast des Lifters hilft beim Suchen. Wo genau der Lifter an die Meeresoberfläche kommt ist aufgrund der verschiedensten Wasserströmungen, welchen er auf seinem Weg nach oben ausgesetzt ist, nur schwer vorherzusagen.

Wo genau es heute Abend Bier gibt kann ich dagegen gut vorhersagen: in der Bar. Es ist Bergfest und das wird gefeiert.

CR

Der Lift ist am Meeresboden angekommen – das ROV kann sich bedienen.