Sebastian on the Klappstuhl

20141205 – 37° 52.775’ N 17° 27.695’ E – 112/2

M112: Mittelmeer

Das ROV taucht auf – immer wieder beeindruckend.

Ein sanftes Leuchten im grünlich blauem Wasser. Mehr eine Ahnung als Gewissheit. Es plätschert, die gelben Auftriebskörper am Glasfaserkabel tauchen auf, werden abgenommen. Das Leuchten wird heller. Man kann es nicht mehr übersehen. Da kommt was aus der Tiefe. Das ROV taucht auf. Sanft schaukelt es dann in den Wellen und wartet auf seine Bergung.

Gestern war der Quest4000 nochmals den ganzen Tag am Venere Mud Volcano unterwegs, in 1600m Tiefe. Dort hatten wir am Tag zuvor ein Sonar aufgestellt. Eventuelle Aktivitäten am Vulkan sollten registriert werden. Das Sonar ist an einem Gestell befestigt, welches man mit den Roboterarmen auseinander klappen kann. Leicht, aus Plastik und einem Klappstuhl sehr ähnlich. So wird es auch genannt unter Fachleuten, Klappstuhl. Während der Nacht in der Tiefe hatte es sich eine Krappe darauf gemütlich gemacht. Als nun der Roboter heute den Klappstuhl zusammenfaltete, lies sich die Krappe, im Beobachtungslabor gleich auf den Namen Sebastian getauft, nicht davon beeindrucken. Beharrlich hielt sie an ihrem Platz fest. Auch noch, als das Gestell auf dem Roboter verstaut wurde. Dann ging es aufwärts. Bis ungefähr 500m über dem Meeresboden krabbelte sie auf dem Gestänge hin und her. Mal war sie zu sehen, dann wieder verschwand sie in einer Ecke, welche die Kamera nicht erfasste. Irgendwann verloren wir sie dann aus den Augen. Beim Auftauchen war sie jedenfalls nicht mehr an Bord. Wahrscheinlich hätte es ihr auch nicht gut getan, innerhalb kürzester Zeit aus 1600m Tiefe bis zur Wasseroberfläche aufzutauchen.

M112: Mittelmeer

Klappstuhl. Dieses Gerät lässt sich in der Tiefe ausklappen und trägt ein Messgerät, mit welchem Schlammvulkane überwacht werden. Warum es Klappstuhl genannt wird erklärt sich von selber.

Heute Nacht wechselten wir dann den Standort. Nur ein paar Meilen weiter aufs offene Meer hinaus. Der Cetus Mud Volcano ist jetzt erst mal für zwei Tage Mittelpunkt des Interesses. Das ROV ist wieder unterwegs. Diesmal bis in Tiefen von bis zu 2200m. Später soll noch eine Temperaturlanze zum Einsatz kommen. Sie wird ähnlich wie die Bohrkernlanzen am Stahlseil in die Tiefe gelassen und misst Temperaturen im Sediment.

Das Wetter hat heute auch für einige Überraschung gesorgt. Schon am Tage konnten wir in einiger Entfernung eine Wasserhose beobachten. Kalte Luft, warmes Wasser, da ist sowas gar nicht mal so selten. Heute Abend dann überquerte uns eine riesige Gewitterzelle und brachte Windgeschwindigkeiten von fast 50 Kt mit. Das Schiff legte sich zur Seite und jeder suchte die Wetterfrösche. Wir waren aber in unserem Ballon-Container und starteten eine Sonde direkt ins Gewitter rein. Noch ist sie unterwegs. Mal sehen, wie weit sie so kommt. Inzwischen ist die Gewitterfront durch, alle haben sich wieder beruhigt. War ja auch nicht wirklich schlimm und angekündigt war es auch.

Ich werde dann mal schauen, wohin es die Sonde so getrieben hat.

CR

M112: Mittelmeer

Wasserhose. Beobachtet am 05.12.2014 unweit der Meteor.