Östlich Catania ­- wir sind unterwegs!

20141106 – 37° 27.700’ N 16° 48.055’ E – M112/1

Italien: Catania

Ausfahrt aus dem Hafen von Catania.

Unsere Wettervorhersage verhieß schon gestern nichts Gutes. Und so kam es wie es kommen musste: wir sind bei Starkwind und hoher Dünung unterwegs. Momentan sind wir bei 3-4 Metern Welle und ca. 6-7 Beaufort Wind angekommen. Hin und wieder durchfahren wir ruhigeres Gebiet. Dann bleibt Zeit zum Verschnaufen, auch essen ist den meisten möglich. Aber dann rollt wieder eine riesige Welle mit Windsee und Gischt heran und man bereut die Teilnahme am Abendessen. Und das soll es noch nicht gewesen sein. Heute Nacht erwarten wir den Höhepunkt des Sturmes mit ca. 5m Wellenhöhe und 8 Beaufort, in den Spitzen gern auch mal Sturmstärke. Dazu Gewitter, Starkniederschläge und Hagel. Momentan kommt die Dünung von schräg vorn (ungefähr von 30 Grad Steuerbord). In der Nacht wird das wohl drehen und wir könnten den ganzen Kram von der Seite bekommen. Trotzdem liegt das Schiff erstaunlich ruhig. Ich hatte es mir schlimmer vorgestellt.

Zum Abendbrot gab es übrigens HackfleischauflaufŠ…

Der Start verlief heute früh sehr pünktlich – genau 08UTC, wie geplant. Zwei Stunden später gab es eine Einführungsrunde für die Wissenschaftler. Dreißig Leute in einem kleinen Konferenzraum mit schlechter Belüftung. Da war man froh, dass nur eine halbe Stunde dafür geplant war. Die meisten sind aber wohl schon öfter mit Forschungsschiffen unterwegs gewesen und entsprechendes gewöhnt. Die Erlaubnis zum Forschen in türkischen Gewässern ist noch nicht erteilt worden. So bearbeiten wir zur Zeit Plan B und bleiben in der Gegend östlich von Sizilien. Am Samstag ist noch ein kurzer Stop in Catania geplant, einiges an Equipment muss noch an Bord. Ein Koffer mit Klamotten ist wohl auch noch unterwegs – der kam leider mit dem Flieger nicht an den richtigen Ort. Den können wir dann auch mit übernehmen.

Mit an Bord sind ein Reporter und ein Fotograf vom National Geographic Magazine. Sie wollen den ersten Teil der Reise dokumentieren. Es soll einen größeren Artikel im nächsten Frühjahr geben. Außerdem pflegen die beiden ein Blog während ihres Aufenthaltes hier. Sozusagen die Konkurrenz 🙂

Hier kann man diesen Blog finden.

Es gibt auch Fotos. Wer will kann mich ja suchen. Der Fotograf macht jedenfalls tapfer seinen Job, auch wenn man deutlich sehen kann, dass es ihm trotz Pflaster gegen Seekrankheit schlecht geht.

Unseren ersten Ballonaufstieg haben wir heute auch durchgeführt. Dazu müssen wir mindestens 25sm von Land entfernt sein. So wird sichergestellt, dass die Sonde nach dem Platzen des Ballons ins Wasser niedergeht und nicht irgendein italienischer Maserati-Fahrer diese in der Frontscheibe stecken hat. Diese Sondenaufstiege helfen enorm, die Lage vor Ort einzuschätzen. Außerdem gehen die Daten in die Modellrechnungen ein.

Ich werde jetzt noch mal ein wenig Frischluft schnappen gehen und nach der Situation draußen schauen. Dafür habe ich schon einen Lieblingsplatz direkt neben der Brücke auf der Brücken-Nock (ich glaube so heisst das – werde es nochmal recherchieren) gefunden. Dort gibt es einen Fahrstand für Hafen­ und andere schwierige Manöver. Man ist gut geschützt und kann sich den Wind um die Ohren blasen lassen. Außerdem ist die Brücke stockfinster, so dass man nach einiger Zeit ziemlich weit voraus schauen kann.

Übrigens ist gerade mein Wasser aus dem Kühlschrank geflogen. Scheint ruppiger zu werden.

CR

M112: Mittelmeer

Trotz ruppigem Wetter werden die ersten Geräte „gefahren“.